Zentrales Thema dieses Texts aus dem Jahr 2002 ist der Umgang mit stillgelegten Industrieanlagen in städtischen Strukturen und deren Präsentation in den Medien, dabei sind die Umnutzung, Vermarktung und Inszenierung einzelner herausragender Beispiele dargestellt und analysiert worden - einzelne Halden und darauf installierte Landmarken, darüber hinaus das Ensemble von Zeche und Kokerei Zollverein in Essen und Landschaftspark Duisburg-Nord in Meiderich.
Industriebauten und Brachen sind über das Ruhrgebiet verteilt. Altindustrie taucht, vor allem durch eine gewisse Bandbreite an Bauten vertreten, in den Medien auf. Diese begrenzte Auswahl an Industrieorten wird durch ihre Medienpräsenz zum industriekulturellen Kanon, wobei der Leerstand der Anlagen dazu reizt, diese mit anderen Inhalten zu füllen. Weil sie nicht transportabel sind, umgibt man sie mit einer neuen, künstlichen und künstlerisch gestalteten Landschaft. Festzuhalten ist, dass industriegeschichtliche Bauten und Orte vermehrt und zunehmend ausschliesslich als Kulisse für kulturelle Events genutzt werden: von der Operninszenierung bis zum Rockkonzert, als Ort der inszenierten Freizeitgestaltung. Dabei begründen und unterstützen sich der Werbebetrieb für ehemalige Industrieregionen und das Image und die Identität dieser Gebiete wechselwirkend. Die Strategien und die Intensität von Stadtmarketing sind nicht nur ein Resultat, sondern auch eine wesentliche Ursache der Konkurrenz zwischen den Kommunen. Als prägender Faktor von Umnutzungsprojekten stellt sich der Prozess der Gentrification dar – die Ausrichtung der entsprechenden Planungsarbeiten aufgrund des Geschmacks und der spezifischen Vorlieben sozialer Eliten.
Als Beispiele für den Umgang mit den stillgelegten Industriebauten, die zu Landmarken geworden sind, stehen in dieser Arbeit das Ensemble der Zeche und Kokerei Zollverein und der Landschaftspark Duisburg-Nord. Für den Erhalt der meisten stillgelegten Industrieanlagen wird argumentiert, dass sie für die örtliche und auch regionale Identität wesentlich seien. Dabei steht der Anverwandlung dieser Relikte an die Gegenwart ein Überangebot von ehemaligen Industriestätten gegenüber – die Ensembles, Halden und auch die Brachflächen bestimmen schlicht durch ihr zahlreiches Vorhandensein das Stadtbild.
Andere Elemente der örtlichen und regionalen Vergangenheit sind demgegenüber wesentlich unauffälliger und werden nur wenig betont. Dabei wird die industriegeschichtliche Vergangenheit der Region kaum historisch kritisch bearbeitet und dokumentiert – vielmehr ist die Inszenierung von ausgewählten Aspekten der montan-industriellen Vergangenheit festzustellen. Wenig überraschend ist festzuhalten, dass die als Landmarken inszenierten Industrieanlagen lediglich eine Auswahl aus der noch erhaltenen Industriebebauung darstellen, deren Gestaltung und Inszenierung nur in verklärender Reduktion an das Industriezeitalter erinnert.
Der Originaltext der Dissertation ist als pdf verfügbar vom Server für Publikationen der Uni Essen (link hier).
Eine korrigierte Version (denn die Zeche Zollverein hat in der Tat einen Ehrenhof, ich hatte ihn nur nicht als solchen erkannt. Dieser Beschreibungsfehler und kleinere Redaktionen am Text unterscheiden die Versionen) kann als pdf-Datei hier heruntergeladen werden.