Aufgrund meines früheren Arbeiten zur Kulturwissenschaft, zu Kulturerbe und Umgang mit diesem, zu Kommunikation und zum Erzählen mit Comics, koordiniere ich eine Pilotstudie zum aktiven Umgang mit Oldtimer-Automobilen als Kulturerbe. Dabei ist die Organisation und Kommunikation der Aktiven um ihre Fahrzeuge wesentlich, nicht nur die Geschichte der Wagen und wie sie produziert worden sind. Da dies ein ausgesprochen weites Feld ist, machen wir derzeit eine Pilotstudie zu Jensen Motors und der Kultur, Kommunikation und Aktivitäten um diese Marke herum: Denn es ist offensichtlich, wie aktiv diese Kultur geblieben ist, obwohl die Firma selbst schon lange zugemacht worden ist. Die Ergebnisse unserer Forschung werden später als Dokumentarcomic dargestellt werden, weil in einer gewöhnlichen schriftlichen Auswertung die visuelle Seite des Falls viel zu kurz kommt, hierbei gibt es viel zu zeigen.

Das Projekt ist in zwei Teile geteilt: Der erste Teil beschränkt sich auf die Jensen-Kultur und Fahrzeuge in Schweden. Um diesen ersten Teil herum ist die allgemeinere Geschichte der Firma, der Farzeugproduktion, des Niedergangs von Jensen Motors Ltd - und die weiterhin bestehende Kultur um Jensen Automobile herum zu erforschen und zu erzählen. Diesen Teil werden Berthold Kleta und Peter Bauersfeld, Hamburg, mit mir zusammen entwickeln.

Zur Zeit ist der Fokus dieser Seite auf Jensen in Schweden. Im Laufe des Projektfortgangs werden neue Inhalte ergänzt und die Seite sich ändern.

Was bisher geschah: Ein Fragebogen ist an alle gegen Ende Januar 2020 in Schweden registrierten Eigner von Jensens und Jensen-Healeys geschickt worden. Während die Antworten angefangen haben, einzutreffen und in den nächsten Monaten ausgewertet werden können, kann hier zumindest die grundliegende Statistik dargestellt werden. Die laut Umfrage empfehlenswerten Ersatzteilanbieter und Werkstätten sind auf der englischsprachigen Version dieser Seite gesammelt.

Von allen 18,976 Jensen Automobilen, die zwischen 1935 und 1992 gebaut wurden, sind 176 Stück in Schweden registriert (zum Vergelich: 1994 waren es offiziell 197 Stück). Weitere können sich - unerfasst - im Land befinden. Auch sind einzelne FF-Wagen fälschlicherweise als Interceptoren registriert worden, wieviele FFs sich also unter den registrierten Interceptoren befinden, ist unklar. Von allen diesen Wagen sind derzeit 102 deaktiviert, wobei nur 12 für den Winter abgemeldet zu sein scheinen. Der Grossteil ist schon deutlich länger von den Strassen genommen. Entsprechende Zahlen sind in die Liste unten eingefügt.

Die Wagen verteilen sich im Januar 2020 auf 156 Eignerinnen und Eigner, 15 besitzen zwei, einer drei Jensens. Ein Händler bot vier Fahrzeuge an, von denen zwei bereits zwei Wochen später von seiner Internetseite verschwunden waren.

Im Januar 2020 waren beim Transportstyrelsen wie folgt gelistet:
(da nicht alle Serienummern registriert wurden, ist die Menge von Rechts- und Linkslenkern zum Teil unklar, da die Serienummern diese Information enthalten usw. Die Chassisnummern und diese Liste werden nach und nach unter Zuhilfenahme von Richard Calvers kompletter Listung aller Jensens und Jensen-Healeys komplettiert werden...)

ein Interceptor 6 Zylinder, der nicht aktiv ist,
zwei 541s
zwei C-V8 (1 LHD Mk II, 1 RHD Mk III)

Von den 77 Interceptoren, die in Schweden registriert sind, ist mindestens einer ein falsch registrierter FF. Es könnten aber mehr sein, dies ist unklar.
52 Stück sind deaktiviert, sieben für den Winter, zwei seit 2017, zwei seit 2016, ein weiterer seit 2015. Alle anderen entsprechend früher, wobei 26 vor dem Jahr 2000 von der Strasse genommen worden sind, zum Teil bereits in den 1980ern.
16 Interceptor I (RHD 14 / LHD 2)
16 Interceptor II (RHD 10 / LHD 6)
38 Interceptor III (RHD 16 / LHD 18 / unklar: 4)
und 7 Interceptor III Cabriolets (vielleicht: RHD 1 / LHD 6)
kein Coupé
sechs SP (alle RHD, von denen einer seit 2013 abgestellt ist).

Von den 13 offiziell in Schweden registrierten Jensen FF sind acht deaktiviert, einer seit 2011, alle anderen bereits vor 1990. Zu beachten ist, dass einzelne FFs als Interceptoren registriert sind, nicht zuletzt weil sie um Importsteuer zu sparen mit falschen Chassis-Nummern nach Schweden importiert worden waren. Da die Nummern zumeist nicht zurückgetauscht wurden, können einzelne Wagen keiner korrekten Historie zugeordnet werden. Unabhängig davon sind einzelne FFs, die sich nachweislich in Schweden befinden, im Land gar nicht offiziell registriert und fehlen daher in dieser Übersicht. Laut der offiziellen Registratur gibt es:
zehn FF I
drei FF II.

71 Jensen-Healeys (RHD 12 / 5 LHD / Rest unklar wegen in der Registratur fehlenden Seriennummer)
40 dieser Wagen sind derzeit abgestellt: fünf für die Winterpause, aber 17 andere wurden zwischen 2018 und 2002 deaktiviert. Weitere 18 Jensen-Healeys wurden bereits schon ab 1981 und vor 1999 von den Strassen genommen. Da die Modellzuordnung derzeit noch unklar ist, sind die folgenden Zahlen einfache Schätzwerte, sie werden soweit möglich in den kommenden Monaten korrigiert:
Jensen-Healey I: vielleicht 10
Jensen-Healey II: alle weiteren
ein GT (laut Liste unklar, ob dieser LHD oder RHD ist, der Wagen ist seit 1998 abgestellt)

Im Vergleich zu den Meldedaten von 1994 sind bei den Jensen-Healeys und GTs die grössten Veränderungen zu verzeichnen: Während die anderen Modelle konstant geblieben sind, mit einzelnen Zunahmen um einen Wagen, so sind laut staatlichem Register 2020 zehn Jensen-Healeys und zwei GTs weniger im Land.

Das aktuelle staatliche Verzeichnis enthält Wagen, die eher nicht von Jensen Motors gebaut wurden:
ein Bojen Jensen Roadster von 2005
ein Jensen Hi-Boy von 1985 (vielleicht sind die Meldedaten damals per Telefon übermittelt und der Modellname dabei falsch verstanden worden?)
ein Dutton Jensen von 1984

Kein Jensen Club in Schweden

Aktuell gibt es keinen schwedischen Jensen-Club, aber einige sind über den britischen JOC organisiert. Die meisten Jensen-Besitzer in Schweden sind laut Umfrage über allgemeine Oldtimer-Clubs und Treffen organisiert oder fokussieren mit Absicht auf Kontakte, die für die Versorgung mit Ersatzteilen usw notwendig sind. Trotz der heute gegebenen Kommunikationsmöglichkeiten ist kein Forum oder ähnliches in "sozialen Medien" zu finden. Ob diese Lücke das Erbe des plötzlichen Endes eines vorherigen Clubs ist, ist unklar: Mitte der 1990er Jahre ist der bis dahin bestehende, gut organisierte und dokumentierte Swedish Jensen Drivers Club zusammengebrochen. Das Verschwinden eines Clubs mit 66 zahlenden Mitgliedern (Oktober 1994) innerhalb so kurzer Zeit ist durchaus interessant, in wie weit die dahinterliegenden Konflikte in Erfahrung zu bringen sind, bleibt abzuwarten. Eindeutig ist, dass die Wagen und ihre Marke nach wie vor Aufmerksamkeit wecken und dass die Eigner und Mechaniker, die sich mit ihnen befassen, stolz auf diese sind. Da mehr und mehr Wagen jedoch nicht auf der Strasse zu sehen sind, bleibt offen, in wie weit Jensens noch mehr zu Autos werden, zu denen die Mythen bekannter sind als die konkreten Formen und technischen Besonderheiten.

Wesentliche Quellen und Links zu Jensen Motors

Die allermeiste Information zum Thema gibt es auf Englisch, ABER es gibt ein gutes Forum auf Deutsch beim britischen Jensen Owners Club, das zu anderen Plattformen und Inhalten verlinkt. Auch gibt es in den meisten Ländern Marken-Clubs und mehr oder weniger aktive und oft eher kleine Foren. Dahingegen ist das Forum des britischen Jensen Owners Club eine Schatzkiste zu Fahrzeugen, Restauration, zu technischen Fragen, und vor allem auch zu den Treffen und anderen sozialen Aktivitäten der einzelnen Sektionen und des gesamten Clubs. Hier ist der Link: zum Jensen Owners Club GB: www.joc.org.uk

Die umfassendste Sammlung an Daten und Fakten zur Firma und ihren Fahrzeugen bieten die Homepage und Bücher Richard Calvers. Jeder einzelne Jensen ist auf seinen Listen erfasst, wobei er von einigen unterschiedlich lange nichts mehr gehört hat. Und sogar dies wertet er für die Schätzung von Erhaltungswahrscheinlichkeiten aus... Hier geht es zu seiner Homepage: "Jensen Data": www.richardcalver.com

Das private Jensen Museum und Archiv hatten sich auf Jensen FF-Fahrzeuge konzentriert, haben aber zunehmend den Blick geweitet. Sie bieten sehr viel Information zu Jensen-Fabriken und den Menschen, die für Jensen Motors arbeiteten, zu ausgewählten Wagen und deren Schicksalen, zu einzelnen Kunden, und verschiedenste Archivalien zu Jensen. Die Homepage ist: www.jensenmuseum.org